Mountainbiken: Zwischen Adrenalin und Verantwortung

Familie Heck am Exelberg

Die sanften Hügel im Wienerwald sind Erholungsraum für Jogger, HundebesitzerInnen, Wanderer, SchwammerlsucherInnen und in den letzten Jahren zunehmend auch für Radbegeisterte, egal ob am Mountainbike oder am E-Bike. 

„Ich mag das Mountainbiken. Man ist draußen in der Natur und in Purkersdorf starte ich ‚at the doorstep‘, also an der Türschwelle“, lacht Andy Barton, gebürtiger Ire, der seit vielen Jahren in Purkersdorf lebt.

Er ist passionierter Mountainbiker und liebt wie viele Biker das Gefühl der Freiheit auf den Waldwegen. Er kennt aber auch die Regeln, die es für ein gutes Miteinander im Wald braucht: Zu benutzen sind markierte Strecken, die von Waldbesitzern freigegeben wurden. In Purkersdorf ist etwa das Fahren im Naturschutzgebiet des Biosphärenpark verboten, dafür gibt es jede Menge markierte Strecken. Sperren sind zu berücksichtigen und um Wanderer zu schützen sollten Biker vorausschauend fahren. Das richtige Equipment ist sowieso eine Voraussetzung.

Fair Play-Regeln im Waldgebiet

Damit spricht er Friedrich Holzinger, Revierleiter Österreichische Bundesforste (ÖBf) aus der Seele: „Die Fair Play-Regeln im Wald sollte jeder und jede kennen. Ich wohne im Irenental und fahre selbst mit dem Rad ins Revier rund um Purkersdorf.“ Vorsicht sei immer geboten, denn im Wald sind viele Freizeitsuchende unterwegs und Forststraßen, die Teil des Radwegenetz sind, seien Betriebsstätten unter freiem Himmel. Wegeerhalter und Besitzer nutzen diese mit Gerätschaften, Pkw, Lkw oder anderen Gefährten. Daher gelte hier Vorsicht.

Karl Dvorak, Pächter der Genossenschaftsjagd in Purkersdorf und Forst- und Jagdaufsichtsorgan ergänzt: „Radfahrer müssen eigenverantwortlich agieren, für Waldbesitzer geht es immer auch um Haftungsfragen.“ Auch ein Grund, warum nicht alle Waldbesitzer der Nutzung ihrer Wege zustimmen, wenn es nach ihm ginge, wären die Schilder größer, sichtbarer und bildhafter.

1370 Kilometer Radweg

1370 Kilometer weit reicht das markierte Streckennetz im Wienerwald aktuell – und es wächst stetig und ist gut einsehbar auf diversen realen und digitalen Karten und Apps. „Wir leben hier im Herzen des Wienerwaldes und damit im größten erschlossenen Waldgebiet für Biker und auch Wanderer in Österreich“, ist der Purkersdorfer Philipp Heck begeistert. Er führt im 13. Bezirk das Radgeschäft Heckantrieb und hat seine Passion zum Beruf gemacht. Er selbst liebt das Mountainbiken seit seiner Kindheit.

„Mountainbiker müssen Rücksicht nehmen, wie Wanderer alles sauber halten, Schammerlsucher und Geocacher nicht quer durch den Wald marschieren sollten und Drohnenpiloten nicht überall fliegen dürfen. Dass nachts im Wald keine Lampen erlaubt sind, sollte auch allen bewusst sein“, sagt er. Mehrheitlich, darin sind sich alle einig, sind Mountainbiker Freizeitfahrer und -fahrerinnen und auf den erlaubten Strecken unterwegs. So verhält man sich auch im Einklang mit der Tierwelt im Wald.

Konfliktpotential sieht ÖBf-Revierleiter Holzinger vor allem zwischen Spaziergängern oder Wanderern und den Radfahrern. „Da kann es schon zu hitzigen Diskussionen kommen“, bestätigt auch Dvorak.

Holzinger sieht auch den E-Bike-Trend kritisch: „Es gibt vermehrt Unfälle. Alter, Kondition und Geschicklichkeit spielen eine Rolle. E-Bikes sind stark, schnell und auch schwer, manche überschätzen ihr Können. Ich bin mit 30 selbst anders unterwegs gewesen als heute.“ Im Grunde sind es ganz wenige ‚schwarzen Schafe‘, die für Unmut sorgen, darin sind sich alle einig. Die müsse man auch zurechtweisen.

Mountainbike-Tourismus wächst 

„Als ich ein Kind war, waren wir nur auf verbotenen Strecken unterwegs, es gab keine Regeln und Vorgaben. Heute ist vieles geregelt und das macht auch Sinn. Mountainbiken hat sich in den letzten Jahren unglaublich dynamisch entwickelt – mit allen Herausforderungen, aber auch sehr spannenden Möglichkeiten für viele Regionen. Es braucht Visionen und gleichzeitig muss das Wachstum im Einklang mit der Natur und den Interessen aller Freizeitsuchenden passieren“, findet er. 

Hotels füllen jedenfalls nicht die wilden Trailbiker, die „Fahrer der schwarzen Pisten“, wie es Heck in Schifahrersprache ausdrückt, es sind die „blauen Pisten“, die geliebt werden – auch im Wienerwald bei Purkersdorf. Daher klappt das Freizeiterleben im Wald auch meist gut.

Wer sich ausprobieren möchte, sollte zum Beispiel das Trailcenter in Mauerbach testen mit ein Dutzend Strecken und allen Schwierigkeitsgrade. In der Trailschool lernen Kids und Enthusiasten neue Techniken und Tricks, bekommen Infos zu „local secret places“ und lernen die Natur wertschätzen. Heck warnt einmal mehr vor unüberlegtem Agieren, Selbstüberschätzung - auch zum eigenen Schutz. Er plädiert für gegenseitige Rücksichtnahme aller Waldbesucher.

Andy Barton hat noch einen Tipp parat: seine Lieblingstrecke ist die Kaiserspitz-Runde über Rekawinkel nach Pressbaum zur Mündung des Wienfluss und retour. Die Strecke hat rund 35 Kilometer Länge und verläuft über 800 Höhenmeter rauf und runter. 


Tipps und Informationen

Mountainbiken im Wienerwald

Mountainbikenin Wien und im Wienerwald - Strecken, Karte

WienerWaldTrails | Mountainbiken im Wienerwald

Die10 schönsten Mountainbike-Touren im Wienerwald | Komoot

Touren BERGFEX - Wienerwald - Mountainbike Wienerwald  

Mountainbiking- Österreichische Bundesforste


Fair Play-Regeln für Biker – Wienerwald Tourismus


1. Die Benützung der markierten Radrouten ist nur in den vertraglich fixierten Zeiträumen gestattet: März, Oktober: 9.00-17.00 Uhr, April, September: 8.00-18.00 Uhr, Mai bis August: 7.00-19.00 Uhr
2. Respektvoller Umgang mit Grundbesitzern, Jagd- und Forstpersonal.
3.  Rücksichtnahme auf andere Waldbesucher:innen.
4. Fahren auf halbe Sicht mit kontrollierter Geschwindigkeit.
5. Vorsicht bei Arbeitsmaschinen, Holz oder Schlaglöchern auf der Fahrbahn, Weidevieh und Kraftfahrzeugverkehr - Forststraßen sind Betriebsflächen und Arbeitsplatz.
6. Beachten der Straßenverkehrsordnung.
7. Haltet die Natur sauber.
8. Ausrüstungskontrolle und Tragen von Helmen.
9. Radfahren abseits der Routen und außerhalb der freigegebenen Zeiten ist illegal. Bitte um Beachtung von Fahrverboten und Sperren.
10. Benutzung der Radrouten auf eigene Gefahr.


27.03.2024