EDMUND: "Wir stehen nackert auf der Bühne"

Roman Messner und Markus Kadensky rocken das Open Air 2024.

Ihr seid beide aus dem Wienerwald – seid ihr Naturburschen? 

Roman: Also Betonkinder sind wir keine. Ich wohne bei Sieghartskrichen und bin gebürtiger Purkersdorfer.

Markus: Ich lebe wieder in Pressbaum, der Speckgürtel passt gut.

Purkersdorf, ein Heimspiel?

Roman: 2004 ist Christl Stürmer mit Wolfgang Ambros aufgetreten. Da bin ich als 14-jähriger Bua gstanden und dachte: Cool, hier will ich auch mal auftreten. Damals hatten wir schon einen Proberaum hinter der Pizzeria.

Euer Song „Freindschoft“ ging auf YouTube viral, da hattet ihre gerade mal begonnen zusammen zu arbeiten.

Roman: Genau. Das war nach drei Monaten und wir hatten vier Lieder. Wir haben in Eigenregie das Video gedreht und auf YouTube veröffentlicht. 

Markus: Ich kann mich erinnern, bei 30.000 Aufrufen war ich in Wien am Hof am Bierfest für meinen Arbeitgeber und dachte mir: Wow, das ist richtig viel und hab mich unglaublich gefreut. 

Roman: Dann ging es Schlag auf Schlag. Das erste Konzert war 2018. Da hatte das Video schon mehr als eine Million Aufrufe ohne mediale Unterstützung, heute sind es zehn Millionen.

„Jesolo“, die aktuelle Single-Auskoppelung vom nächsten Album, das 2025, hat nach zwei Monaten mehr als 200.000 Aufrufe.

Roman:  Das ist wunderbar. Es ist unfassbar das alles zu erleben, dass die Menschen unsere Musik so berührt und so viele zu unseren Konzerten kommen.

Markus:  Wir hätten uns das nie so vorgestellt. Davon träumt man, aber wenn es Realität wird …

Wie habt ihr einander kennengelernt?

Markus: Im Purkersdorfer Bad: ich war Badewaschl und der Roman war Pommes-Schupfer. Damals haben wir in vielen Bands gespielt, waren auf Home Partys, aber es gab kein gemeinsames Projekt. 2017 meinte Roman: Hey, Du hast ein Studio, ich schreib grad deutsche Mundartsongs und ich sagte: Hey ich auch …

Roman:  … der Rest ist History. Das waren „Freindschoft“, „Prinzession“, „Rondstah“, „Lebensgfüh“.

Ihr textet und komponiert gemeinsam. Ist das ein sich zsammstreiten oder seid ihr einig?

Roman:  Wo gehobelt wird, fallen Späne. Man muss diskutieren und sich zusammenraufen.

Markus: Alles geschieht in gegenseitiger Wertschätzung und wir wissen was wir aneinander haben. 

Und was hast du an ihm?

Markus: Roman is der Goscherte und er hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe, ein tolles Melodieverständnis. Das is richtig leiwand.

Roman: Markus kann Dinge, die ich nicht kann. Sein Talent ist es mit wenigen Worten viel zu sagen.

Markus: Du sagst also mit vielen Worten wenig? (beide lachen)

Roman: Ich erzähle gern Geschichten und das gemeinsame Schreiben und Komponieren läuft.

Habt ihr eine musikalische Ausbildung?

Markus: Ich war am musischen Gymnasium in der Hegelgasse und habe fünf Jahre Gesang gelernt. Mit elf Jahren habe ich begonnen Gitarre zu spielen und Lieder zu schreiben. Damals hab ich Nirvana gehört, Cher, Green Day. Das erste Konzert war mit 13 im Stadtsaal in Pressbaum.

Roman: Ich war in der Musikhauptschule und hab im Schulchor gesungen. Meine Eltern haben die Musik gefördert. Mein Vater ist Kärntner, dort kann jeder singen und der Mauerbach-Opa von der Mama hat bei den Wienerwaldbuam Trompete gspielt.

Markus: Die Kärntner mögen uns. Die Antenne Kärnten hat uns von Anfang an gespielt und für das Open Air auf der Mooswiese gebucht. 

Seit wann werdet ihr als Duo gemanagt?

Roman: Eigentlich seit dem Beginn. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „Freindschoft“ kam Bernhard Kaufmann auf uns zu und meinte, das wird was. Seitdem sind wir ein super Team, ohne ihn wären wir nicht dort, wo wir heute sind.

Was war ein besonderer Moment?

Markus: Mit unserem Album Nummer eins in den Charts zu sein war ein Traum. Der Auftritt auf der Donauinsel 2022 war unfassbar leiwand. Die Entwicklung ist oarg: wir haben vor 500 Leuten in der Szene Wien gespielt, dann waren wir im Gasometer mit 2.500 Menschen und dann in der Stadthalle mit 10.000. Ich bin sehr dankbar, dass ich heute einfach nur Musik machen kann.

Roman: Der Amadeus-Award 2023 mit dem Album des Jahres war auch ein Highlight.

Roman, du bist gelernter Tischler und Zimmerer.

Roman:  Ich habe bei Gruber Sauna gelernt. Aber ich bin seit vielen Jahren bei der Berufsfeuerwehr in Wien. Das macht mir Spaß und ich treffe gern meine Kumpels. Ich habe einen Rhythmus und muss täglich aufstehen. Der Job tut mir nach der Karenz gut. Außerdem baue ich Haus, habe zwei kleine Kinder– mein Leben ist angefüllt. Musik machen ist das kreative Element, ich habe viele neue Lieder im Kopf.

Markus, du warst im Vertrieb österreichischer Brauereiunternehmen. Du bist Biersommelier, gibt es mal ein eigenes Bier?

Markus: So ein eigenes Mundl-Bier, warum nicht? Das Schwechater gehört eh abgelöst, das war ja das Bier vom Edmund, nach dem wir benannt sind. Aber im Moment nehme ich mir Zeit für die Musik, schreibe Lieder und bin viel unterwegs. Wir treffen uns fleißig im Studio und ab Frühjahr 2025 touren wir wieder durch Österreich und Bayern. 

Worauf führt ihr Euren Erfolg zurück, schließlich machen einige Bands aktuell rockige Mundartsongs?

Roman: Ich glaube es ist eine Mischung aus der Harmonie unserer Stimmen und Texten, die die Leut ansprechen und berühren. Unsere Lieder sind authentisch und autobiographisch; um es bildlich zu sagen: wir stehen nackert auf der Bühne. Wir geben viel von uns Preis, da ist es manchmal gut, wenn man nicht weiß, von wem welcher Text ist.

Du hast viele Tattoos – was steht eigentlich hier?

Roman: Meine Tattoos haben alle eine persönliche Geschichte. Das ist ein Liedtext von The Ghost Inside: „If it’s a war you came to see, you’ll never see a waved white flag in front of me, I can‘t end up dead, I won’t be misled, I‘ll keep singing this song inside my head.“ Auf guad Deitsch: i gib nie auf. Niemals.

Was macht ihr in Eurer Freizeit?

Markus: Ich bin gern in der Natur, gehe viermal die Woche schwimmen, so halte ich mich fit. Wassertreten im eisigen Bach, das find ich auch lässig. 

Roman: Mir geht es um die Musik, vieles erzählen wir in unseren Texten. Alles andere ist privat.

Wer hat euch als junger Mensch inspiriert?

Markus: Die Nummer eins vom Wienerwald ist auch meine Nummer eins. Ambros ist unerreicht. Dann kommt für mich Peter Cornelius, den hab ich als Kind viel gehört.

Roman: Für mich ist Austria 3 ganz vorne.

Seid ihr romantisch, immerhin sind es eure Lieder?

Markus und Roman (lachen) Interessante Frage, wir hatten noch keinen romantischen Abend zu zweit.

Was ist gleichgeblieben und was hat sich verändert für euch?

Markus und Roman: Die Musik, die bleibt.

Roman: Und wir zwei sind die Menschen, die wir vorher waren. Aber, wenn sich Ziele erfüllen, dann muss man sich neue suchen. Das Leben verläuft in Wellen, mal ist man oben, mal unten, es geht immer weiter.

Markus: Wenn man von der Tour, einem Auftritt, heimkommt, dann ist man voll drauf und braucht eine Zeit um runterzukommen. 

Roman: Das stimmt und danach ist manchmal Leere …

Markus: … Melancholie. Diesen Blues kennen viele erfolgreiche Bands. Meine Mutter, eine Musiktherapeutin, sagt immer: ohne die Tiefs wäre das Hoch nicht so leiwand.

Roman: Aber mir kommt vor, das höchste Hoch, wirst du im Moment selten so stark spüren, wie das tiefste Tief.

Markus: Das sehe ich anders. Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, das spürt man beides. Und … 

Markus und Roman: … wir sind heute viel entspannter.

Roman Messner und Markus Kadensky rocken das Open Air 2024. (c) BiSness
Interview: Birgit Schaller

18.06.2024